Stuttgarter Zeitung vom 14.11.2003:

 

Baumann und Stipendiaten im Doppelpack

 

Rückblick auf das Werk des Göppinger Künstlers - Rolf Giegold als neuer Stipendiat dabei

 

GÖPPINGEN. Gleich zwei Ausstellungen werden heute Abend in Göppingen eröffnet. In der Stadthalle sind Werke von Helmut Baumann zu sehen. In der Galerie Kränzl ebenso, außerdem Arbeiten von Baumann-Stipendiaten. Erstmals dabei ist Rolf Giegold als aktueller Stipendiat.

 

Von Klaus Nonnenmacher

 

Am 1. Oktober hat Rolf Giegold das zweijährige Stipendium angetreten, das mit einem monatlichen Taschengeld von 550 Euro von der Baumann-Stiftung und einer kostenlosen Atelierwohnung von der Stadt Göppingen ausgestattet wird. An die neue Umgebung muss sich der 33-Jährige nicht groß gewöhnen. Aufgewachsen ist er in Bad Überkingen, in Geislingen ist er zur Schule gegangen. Studiert hat Giegold zunächst Archäologie an den Universitäten von Saarbrücken und Rethzymnon in Kreta.

1993 bis 1999 folgte das Studium der Freien Kunst an der Hochschule der Bildenden Künste in Saarbrücken und in Dijon (Frankreich). Seine künstlerische Arbeit wurde schon durch mehrere Arbeitsstipendien ausgezeichnet, etwa von der Stiftung "germinations europe" in San Sebastian in Spanien oder zuletzt von der Akademie der Künste in Berlin. Noch pendelt er zwischen der Hauptstadt, wo auch seine Frau noch wohnt, und der Hohenstaufenstadt.

Der Künstler weist schon eine beachtliche Reihe an Einzelausstellungen und Projekten im öffentlichen Raum vor, die ihn auch immer wieder in die Region Stuttgart führten. Giegold stellte unter anderem 1997 in der städtischen Galerie in Geislingen aus, in diesem Jahr bereits in der städtischen Galerie in Backnang. Heute Abend folgt die Ausstellung in der Galerie Kränzl.

Gezeigt wird dort von ihm auch ein Modell seiner Skulptur "Spielplatz der Anderen", die vor zwei Jahren bei einem Symposion in Nienhagen (bei Gelle) entstanden ist. Es handelt sich dabei um einen handelsüblichen Kletterturm, allerdings in vier Metern Höhe. Der "Spielplatz der Anderen" ist somit unerreichbar für Kinder oder Erwachsene.

"Das Motto lautete .Miteinander leben", und ich habe es umgedreht in .Nicht miteinander leben"", kommentiert Giegold seine Skulptur, die andere ausgrenzt. In

diesem Jahr noch wird die Skulptur übrigens abgebaut, die Spielgeräte sollen in Nienhagen an einer anderen Stelle tatsächlich auf einem Spielplatz verwendet werden.

Gezeigt wird aber auch ein aktuelles Projekt mit Namen "VIP", was Giegold mit "Varianten idealer Präsenz" übersetzt. Giegold hat die Texte der 12-Uhr-Nachrichten eines Radiosenders des gesamten Jahres 2002 abgedruckt und dabei auf engstem Raum nur die darin erwähnten Namen hervorgehoben. "Namen transportieren dabei auch das Bild einer Partei, einer Regierung, einer Meinung", erklärt Giegold. Zum selben Projekt hat er auch eine Audio-lnstallation gemacht, die aber nicht ausgestellt wird.

Zum 25. Todestag von Helmut Baumann wird in der Stadthalle sein malerisches Werk gezeigt. Die Eröffnung ist heute um 19 Uhr. Im Anschluss daran (etwa um 20.15 Uhr) findet die Vernissage in der Galerie Kränzl (Davidstraße) statt. Dort sind neben Helmut Baumann auch die bisherigen Stipendiaten Philip Reilly, Cristina Barroso, Wang Fu, Keti Kapanadze und Rolf Giegold vertreten.

 

© Galerie Kraenzl