SWP/NWZ vom 2.3.2004
AUSSTELLUNG / Arbeiten von Albert Borchardt und Annemarie Laner in Göppingen: Viele Bilder ergeben mehr als ein Ganzes
Unter dem Titel „Intermezzo" stellen derzeit in der Göppinger Galerie Kränzl Albert Borchardt und Annemarie Laner ihre Arbeiten aus. Beide Künstler beschäftigen sich mit Serienarbeiten.
THOMAS FAUPEL
GÖPPINGEN • Formal könnten die Arbeiten von Borchardt und Laner kaum unterschiedlicher sein. Doch beide fußen in ihren Serien auf der Obsessivität des Tuns. In ihrer Einführung sprach Annett Reckert von der Kunsthalle Göppingen denn auch vor allem über die Abfolge im Spannungsfeld von Wiederholung und Differenz.
Albrecht Borchardt, geboren 1961 im Siegkreis, studierte an der FH Aachen. Seine Bilder im immergleichen Format 18 auf 24 Zentimeter fertigt der Künstler während ausgiebiger Arbeitswanderungen.
Borchardts Motive, Naturdarstellungen in minimalen Färb- und Formstrukturen, sind von atemberaubender Einfachheit. Den Horizont als Maß, strahlen seine menschenleeren Arbeiten eine tiefe Stille aus. Auf der Grenze zwischen Konkretion und Abstraktion findet der Künstler in seinen Bilderserien durch Vereinfachung zur Allgemeingültigkeit.
In Menge gebracht entsteht ein Landschaftskontinuum prägnanter Details, die allein durch das kleine Format unprätentiös anmuten.
Annemarie Laner, 1956 in Sand in Taufers (Italien) geboren, studierte in Wien. Ihre Bilderserie, die sie selbst am liebsten als „Notation" bezeichnet, ist über drei Jahre hinweg entstanden.
Ihr Bilderbogen im Format 21 mal 15 Zentimeter strahlt eine kraftvolle Poetik aus. Ihre Arbeiten sind lesbare Erinnerungsbilder momentaner Befindlichkeiten. Eine zwischen Lockerung und Konzentration schwingende Bilderschrift entfaltet sich entlang der Zeitlinie. Im Spannungsbogen von Fantasiemaschine und sich festfressendem Formenrepertoire verwendet die Künstlerin Gefäßmetaphern, erfindet ihr eigenes Vokabular mit Elementen aus Comic und Collage, pseudotechnischen Konstruktionen und anatomischen Details.
Besonders bemerkenswert an diese Ausstellung aber ist der kunstpädagogische Aspekt beider Werkreihen für Betrachter und Käufer. Diese können sich durch Auswahl einzelner Bilder ihre eigenen Geschichten mit vorgefertigtem Vokabular neu erzählen lassen.