NWZ vom 21.09.04

 

AUSSTELLUNG / Jürgen Marose, Anna Schriever und Rainer Storck bei Kränzl

Die Zerbrechlichkeit des Glücks

Die Galerie Kränzl ist mit der Konzeptausstellung „Über die Zerbrechlichkeit des Glücks" in die neue Saison ge­startet. Mit Jürgen Marose, Anna Schriever und Rainer Storck begegnen sich drei kreative Persönlichkeiten.

 

Thomas Faupel

 

EISLINGEN Bei der Einführung be­tonte die Esslinger Lyrikerin Inge­borg Bauer, dass die Zusammen­schau der Werke über das einzelne Oeuvre hinaus weist und es perspek­tivisch erweitert. Die überschnei­denden Bildwelten werden im Kata­log, der treffend „Begleitheft" ge­nannt wird, mit der gewinnenden Leichtigkeit moderner Industriepro­spekte vorgeführt.

Jürgen Marose, geboren 1952 in Emmerich/Rhein, studierte von 1985 bis 1990 freie Grafik und Male­rei an der Folkwang-Schule in Es­sen. Seine Bildmotive legen Deutungen von rudimentären Wüstenland­schaften nahe. Die Schichtungen von Öl- und Acrylfarben resultieren in brüchigen, schattenhaften Figu­ren in einem Raum ohne verlässli­che Perspektive.

Rainer Storck, geboren 1955, stu­dierte von 1976 bis 1978 in Düssel­dorf an der Rheinischen Friedrich-Wilhelm-Universität in Bonn, von 1978 bis 1981 an der Folkwang-Schule in Essen und von 1981 bis 1984 an der Bergischen Universität in Wuppertal. Storck arbeitet auf dickem Pack­papier, das er auf dem Boden aus­breitet und spritzend, tröpfelnd und mit dem Pinsel füllt. Von die­sen „Rohlingen" ausgehend, wählt er geeignete Partien als Material für apokalyptische Collagen, die er mit Holzleim verklebt, der wiederum Mischungen mit den Farben ein­geht.

Anna Schriever, geboren 1961 in Velbert, studierte an der Bergischen Universität in Wuppertal. Ihre ein­deutig figurativen Motive nähern sich den Menschen, die sie abbildet, mit Behutsamkeit und ohne jede Festlegung außer der, das da je­mand ist. Aus ockerfarbenen Hinter­gründen löst sich ein Gesicht, ein Ansatz von Schulter, lebensgroße Fi­guren. Schriever entnimmt die Anre­gungen für ihre Bilder aus der Tages­zeitung, aus Magazinen und eige­nen Fotos.

Der Weg der Annäherung an den Menschen, der aus der Ferne mit Marose beginnt und in die behut­same Annäherung Schrievers bis zu Storcks Innenweltentwürfen führt, hält dem Betrachter die Zerbrech­lichkeit des Glücks vor Augen, die das Glück als Möglichkeit immer auch voraussetzt.

Die Ausstellungseröffnung wurde von Iris Burkhart, Violine, mit Solobeiträgen von Bach-Kompo­sitionen temporeich und spieltech­nisch sicher umrahmt.