Bilder zur Ausstellung
von links: Doris Knapp, Margret Holz, A:V:Mann, Johannes Birkhölzer, David Schnell
Für alle ausstellenden Künstler ist die
Druckgrafik nicht das Nebenprodukt ihrer künstlerischen Arbeit. Wenn sie ihre
künstlerischen Vorstellungen in Druckgrafik umsetzen, so geht es ihnen nicht um
die Vervielfältigung eines Auflagedruckes, sondern um die ganz eigene Prägung
in der jeweiligen Technik, deren Aussagekraft und Ausstrahlung sich auf keine
andere Weise erzeugen läßt.
JOHANNES BIRKHÖLZER
Seine Radierungen sind reale Landschaften,
die unversehens zerbrechen, auseinander fallen, sich auflösen, sich verwandeln
in irreale Welten, Traumwelten, Hirngespinste, Albträume - alles in ungeheurer
Schönheit. Eine erstaunliche Variation des Strichs, ein Ausschöpfen von
subtilen Möglichkeiten. Der Druck „Insel“ enthält die
Atmosphäre von Böcklins „Toteninsel“, eine ungeheure
Traurigkeit in einem ungeheuer klassischen Werk, bei dem Flächen, die Leere,
der Linie gleichwertig gegenüberstehen.
„Ufer“, 1993, 50x72 cm |
„Insel“, 1992/93, 53x63 cm |
MARGRET HOLZ
Der sehr große buchstäblich eine Wand
beherrschende Holzschnitt
hat etwas ungeheuer Musikalisches, als ob zwei
Stimmen gegeneinander und miteinander in Beziehung treten: eine ins
Überdimensionale gesteigerte Partitur mit einem Violinschlüssel, der den
Bildraum sprengt und gerade dadurch dominiert. Licht und Schatten, Schwarz und
Weiß, ein Spiel mit rhythmischen Elementen, ein Stern, der aufgeht zwischen
zwei Hügeln, eine Sternschnuppe, die fällt. Der unendliche Sternenhimmel als
Lichtzeichen, Lichtstrukturen eingefangen in einem von lyrischen Texten
begleiteten Buch.
“Grundriß”, 2002, Holzschnitt, 1/2, 230x98
cm
DORIS KNAPP
Dieser zart-suchende
Strich, diese Präzision der Struktur - dies ist kein Widerspruch. „Tempus fugit“: der Lebenslauf,
der Lebensverlauf, die Verknotung, die Wiederholung, das Ritual, die
Wiederanknüpfung, hoch und tief, Hochdruck und Tiefdruck, die schwarze und die
weiße Lebensversion komplementär übereinander gestellt. Die Präzision und die
Bewegung miteinander verfugt im Feuerrad. Die Stille der Nabe, die Dynamik nach
außen. Ich denke auch an die Iris des Auges, durch die wir die Welt einlassen.
„Rotation“, 2000, Radierung, 33x33 cm
A.V. MANN
Für mich eine moderne Version eines
minoischen Frieses, doch war die Künstlerin nicht auf Kreta. Lebt Archaisches
im Unbewussten? Kommt der Mensch zurück zu den „alten
Lösungen“? Freilich wäre auch ohne Picasso dieser
Fries schlecht denkbar. Auch Picasso landete beim Minotaurus, der für ihn eine
Identifikationsfigur war, der Minotaurus besänftigt durch das junge Mädchen.
Wie auf minoischen Friesen erscheinen die Figuren häufig im Profil, sind
bewegt, was neu ist bei der minoischen Kunst, neu gegenüber dem
Statuarischen der ägyptischen Kunst. Auch die Farben (rot, blau- ocker bzw.
orange) entsprechen denen des alten Kreta. Und wo kommen die (Stier)Hörner her,
wenn nicht über Kreta aus dem Osten?
o.T., 2002, Holzdruck auf Stoff, 60x200
cm
o.T., 2002, Holzdruck auf Stoff,
Diptychon, 60x300 cm
DAVID SCHNELL
Er bringt die Farbe. Der Läufer, der durch die Welt läuft, rennt, sie flieht, der den Kontakt mit ihr meidet, nur einen flüchtigen Schatten wirft. Hier rennt David, nicht Lola!
„Läufer“ I - III , 1998/99,
Farbsiebdrucke, Auflage: 8 und e.a. 34x52 cm
Texte: Ingeborg Bauer, Esslingen
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