IRIS FLEXERs Arbeiten ruhen auf einer farbigen Grundierung, die eher unauffällig,
aber nie gleichförmig oder unstrukturiert wirkt und oft etwas vom Mauerwerk
alter Hauswände besitzt. Auf diesem Grund, dessen Konsistenz unklar, in der Schwebe bleibt,
erscheinen nun Linien, Verdichtungen - das Auge stellt sich den Spuren, den
vagen Andeutungen von Zeichen, die im gleichen Moment jeglichen
Zeichencharakter von sich weisen, jegliche Gewissheit verweigern. Das Auge
verliert sich im Spiel von Marmorierungen, Maserungen und stellt sich die
Frage nach Blessuren, nach einer Verwundbarkeit, die sich im sensiblen
Auftrag der Farben verbirgt. |
In
der Mitte des Raums die liegende Form von ROTRAUD HOFMANN mit dem
einleuchtenden Titel „Weg“ / Macaubas auf Granit:
eine blaue marmorierte organische Form, die schwer und doch in prekärer
Balance auf dem schmaler werdenden Weg liegt. Der Stein hat etwas von einem
organischen Gebilde, etwa einem Baumstamm, ohne doch einen solchen eindeutig
in Form und Farbton abzubilden. Seine Maserung ähnelt dem Netz blauer
ausfasernder Adern; Spaltungen drohen, Brüche; die Verletzungen eines Lebens
liegen offen
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ROTRAUD HOFMANN,
"Weg", Macaobas auf Granit, 45 x 260 x 45 cm ROTRAUD HOFMANN, "Fließend", Rauchkristall-hell, 187 x 20 x 10
cm IRIS FLEXER, "Gefüge", 2005, Mischtechnik auf Leinwand, 120 x 140 cm IRIS FLEXER, "Lichtraum", 2005, Mischtechnik auf Leinwand, 120 x 140 cm
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Rotraud Hofmann "Überbrückung", Rauchkristall-hell, 4 Teile, 30 x
70 x 9 cm IRIS FLEXER, "Konstruktion
III", 2005, Mischtechnik auf Leinwand, 82 x
100 cm IRIS FLEXER. "Konstruktion
IV, 2005, Mischtechnik auf Leinwand. 82 x 89 cm |
Rotraud Hofmann, "Kreuzstein", 4 Teile,
40x40x5 cm, |
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IRIS FLEXER, "Lichtwerk", 2005,
Mischtechnik auf Leinwand, 120 x 140 cm
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„Kreuzstein“ aus Estremoz (2000). Der quadratische Stein ist in vier Teile unterteilt, die einen Durchblick in Kreuzform erlauben. Das Kreuz als Urform, nicht nur in der christlichen Welt, betont die Vierteilung und wird von der zweifach angedeuteten Dreiecksform ergänzt. Quadrat, Dreieck und Kreuz: archaische Zeichen, die durchgängig in fast allen Kulturen auftauchen. Rotraud Hofmann hat dieses vierteilige Grundmuster überzeugend abgewandelt. Es sind Meditationsformen, die den Mandalas des östlichen Kulturraumes entsprechen. Die Formensprache der Künstlerin können wir leicht wahrnehmen, wenn wir uns auf den Stein einlassen. Und vergleichbar ist die Sprache der Malerin Iris Flexer, bei der die Farbe, der Pinselduktus als wichtiges Element hinzukommt und den strengeren Formenkanon der Steinbildhauerin umspielt. Text: Ingeborg Bauer |