Südkurier
vom 21.09.2007
Die jungen Talente
von morgen
Die vier Künstlerinnen Ute
Ostermann, Bettina Marx, Anna Malessa und Alexandra Medilanski stellen in der Galerie Kränzl auf der Höri ihre Werke
aus
BRIGITTE ELSNER-HELLER Wieder einmal hat die Galerie Kränzl auf
der Höri den Weg beschritten, Neues im schnellen
Kunstbetrieb zu entdecken - mit allen Risiken, die damit verbunden sind.
Niemand weiß, ob ein viel versprechendes, junges Talent das Morgen überdauert.
Dafür bietet sich auch dem Käufer die Chance, seine Karte zur rechten Zeit zu
spielen.
Vier junge Künstlerinnen, zwei
davon noch auf der Akademie, hat Trude Kränzl in ihre Galerie eingeladen. Ute
Ostermann ist die einzige, die konsequent auf die Figuration verzichtet, auch
wenn sie Formen und Farben wie Spieler auf das Spielfeld ihrer Leinwände
schickt. Manches erinnert in einem Wechsel von deutlich abgegrenzter
Farbsetzung neben aquarellartig weichen Übergängen an die gegenstandslosen
Kompositionen Wassily Kandinskys. Wobei sich eine weitere Parallele ziehen
lässt: Ute Ostermann schöpft wie das große Vorbild auch aus der Musik. In einem
zweiten, jüngeren Werkzyklus befreit sie sich noch weiter von „der Form",
indem sie Landschaften aus zu Horizonten zusammengefassten Farbbändern aufbaut.
Lasierende Schichten wechseln mit pastosem, getupftem
Farbauftrag ab, Leuchtfarben setzen Brüche zur „realen" Landschaft.
Bettina Marx könnte als fröhliche
Neinsagerin beschrieben werden, denn in ihren Landschaften, die sie mit dem
Tuschestift aufbaut, verweigert sie den malerischen Gestus, wenn sie Häuser in
Blätterwälder setzt, sie mit absurden Schriftzügen dem Betrachter nahe legen
will. „Aberdusolltestdochgrausein" könnte eine
Anspielung darauf sein, dass sie die Skala der Graustufen gerade nicht
ausspielt und damit Oberflächen schafft, die nichts erklären sollen. Anna Malessa holt dagegen groß aus, schiebt ihren kleinen
Episoden noch das große Kino nach. Witz mischt sich mit Romantik und Gesten der
Sinnsuche, so dass man mit ihr wie ein Anhalter durch die Galaxis unterwegs
sein kann. Sehr jung wirken ihre Universen aus
Transportmitteln und lebhaft fantasierten Landschaften, in denen Menschen (wenn
sie vorkommen) selbst wie extraterrestrische Figuren wirken. Eine Spielfreude,
die Zukunft erahnen lässt, auch wenn sie noch sehr frisch wirkt.
Ein
wenig gedämpfter und konzeptioneller geht Alexandra Medilanski
in ihren matt gehaltenen Ölbildern vor. Sie schafft gerade dann künstliche
Räume und Atmosphären, wenn sie konkret an der Situation dran zu sein vorgibt.
Sie hat sich wohl im Freundeskreis mit der Kamera umgetan, nennt Namen und
damit Menschen, um sie auf der Leinwand sofort wieder zu anonymisieren. So
wendet sich etwa „Antonia" im entscheidenden Augenblick vom Betrachter ab,
so dass nur ihr Hinterkopf ins Bild gerückt ist, wobei auch der Landschaftsausschnitt
hinter ihr (beziehungsweise ihren Haaren) seinen Charakter verliert. An den
Endpunkt geführt hat sie diese „autobiografischen" Arbeiten durch ein
Selbstporträt, das durch eine Fotografie vermittelt ist, die sich selbst durch
das Überstrahlen eines Blitzlichts bereits auslöscht.