NWZ/Südwestpresse vom
23.09.06
KUNST /Junge Kunst bei
der Göppinger Galerie Kränz!
Der Hase auf dem
Tennisplatz
Renommierte und ab und an auch noch weniger bekannte,
aufstrebende Künstler stellt die Göppinger Galerie Kränzl in regelmäßigen
Abständen vor. Augenblicklich sind es drei junge Frauen - Bettina Marx und
Alexandra Milanski aus Münster und Susanne Theumer aus Halle -, die in
kürzester Zeit Beachtung erfahren haben.
Hans Steinherr
GÖPPINGEN
Zwischen Palmen, Mohnblumenkapseln und kunterbunten Farbklecksen hockt
ein Hase auf dem Tennisplatz. Sorglos und geruhsam. Ein Stück heile Welt wird
dem Beobachter der Szenerie suggeriert. Wie aus vollen Farbeimer
dahingeschüttet, verströmt er gute Laune und Zufriedenheit. Betört vom
bonbonfarbenen Farb-Klecks-Muster streift der Blick über das Acryl-Bild. Der
25-jährigen Bettina Marx ans Münster in Westfalen gelingt es auf besondere Art
und Weise, den Betrachter vor ihren Bildern festzuhalten. Der beginnt zu
stöbern; Neues zu entdecken. Dumpfe, Stimmung trübende Farben formen sich zu
einem rücklings daliegenden und unbemerkt gebliebenen menschlichen Korpus.
Unbekannte und erinnerbare Formen bündeln sich zu Bildergeschichten - gemalte
Gedankenfetzen, die zu skurrilen und grotesken Traumbildern verarbeitet werden.
Es könnte den Betrachter „nervös" machen, und zugleich wird ihn die
originelle Kreativität beeindrucken. Wie der Hase auf dem Tennisfeld und an der
Wand in der Göppinger Galerie Kränzl.
„Junge Kunst II" heißt
die aktuelle Ausstellung der Göppinger Galeristin Trude Kränzl, in der sie drei
junge und aufstrebende Malerinnen und Zeichnerinnen präsentiert. Jede von Ihnen
hinterlässt bereits eine: eigene eindrucksvolle Handschrift.
Gesichter bleiben abgewandt.
Zwei Jahre älter ist die
Kölnerin Alexandra Medilanski. Wie Marx hat sie an der Kunstakademie in Münster
studiert und seit 2002 bereits Preise und Stipendien in Münster, Brühl oder
Paris eingesammelt. In ihren Arbeiten stellt sie den Menschen sowie Fragen zu
seiner Identität und Physiognomie in den Mittelpunkt - mit fotorealistischen
Bildern von Gesichtern, Teilansichten von Körpern, angeschnitten oder wie
gerade noch von der Kameralinse erfasst Der Bildbetrachter wird auch hier zum
neugierigen Beobachter. Die Gesichter bleiben abgewandt oder zurückhaltend im
schemenhaften Dunkel. Bewusst lässt Alexandra Medilanski identifizierbare
Merkmale wegfallen. Der Mensch als solcher ist eindeutig erkennbar - aber eben
nicht durchschaubar. Die Intimität seiner Seele bleibt bewahrt. Medilanskls
Malerei zeigt Respekt, präsentiert mit gedeckten Farben und verpackt in
ästhetischer Hülle.
Im so genannten
Werkstattraum sind Zeichnungen der 31-jährigen Meisterschülerin Susanne Theumer
aus Halle ausgestellt. Zu sehen sind Kaltnadelradierungen, die sie als
graphische Interpretationen zu Texten von. Jakob Michael Reinhold Lenk - einem
Jugendfreund Goethes - oder zu literarischen Werken von Georg Büchner
geschaffen hat - meditativ angelegte Arbeiten, filigran und aufwendig
ausgeführt.