NWZ/SWP vom 12.07.06

 

AUSSTELLUNG / Installationen mit Schere und Locheisen sowie raumgreifende Bildstelen bei der Galerie Kränzl

 

Aus- und Einschneidendes mit Licht und Raum

 

In ihrer Ausstellung „Durch Raum und Licht" in der Göppinger Galerie Kränzl formulieren und modulieren Margund Smolka und Peter-Jörg Splettstösser „Raum“ und „Licht“ in aus- und einschneidender Weise.

 

HANS STEINHERR

 

Im rechten Licht er fährt der Raum eine greifbare Dimension. Als Margund Smolka -1958 in Kiel geboren - ihre Arbeiten für die Ausstellung auswählte, wollte sie zuerst die Räumlichkeiten in der Göppinger Galerie Kränz! in Augenschein nehmen. Nicht nur, dass „Raum" und „Licht" den thematischen Über- und Unterbau der aktuellen Ausstellung darstellen, mit den Arbeiten korrespondierend gestalten auch sie mit.

Neben Installationen und Fotoobjekten der Wahl-Berlinerin Smolka, die seit 1987 mehrfach Preise und Stipendien erhielt, sind Tafelbilder und Bildstelen von Peter-Jörg Splettstösser die raum- und lichttragenden Elemente. Splettstösser, 1938 in Pommern geboren, seit über 30 Jahren international erfolgreich, wohnt und wirkt in Worpswede, Amsterdam und Paris.

Margund Smolkas Arbeiten sind einschneidend dreidimensional. Porträts oder eine Berliner Stadtansicht auf übereinandergelegten Transparentfolien zerschneidet sie in Einzelstreifen oder perforiert sie mit münzgroßen Löchern. Räumliches Empfinden entsteht. Gesichter, die im Lufthauch gleichsam eingehaucht vom Odem Mienenspiel entwickeln, oder plastische Städtelandschaften, die sich aus dem Reißbrett erheben.

Anders bei ihrer Arbeit „staccato-legato". Das übergroße Foto eines sich küssenden Paares hat Smolka auf Holzplatte gezogen und anschließend in Streifen gesägt. Jetzt hängen die einzelnen Bildstreifen auf Lücken in unterschiedlich großen Abständen an der Wand. Einzelbilder eines Filmstreifens wie im Raster einer Zeitschiene. Die zentimeterdicken Seiten der Bildleisten hat Smolka von Hand bemalt.

Splettstösser eröffnet seine Raum-Licht-Arbeiten ausschneidend. Sich konzentriert und streng an eine minimalistische Formensprache haltend. Wo Smolka vorhandenen Raum in Streifen unterteilt, erschließt sich Splettstösser denselben neu und transformiert ihn in Streifen. So mag man seine im Raum aufragenden Bildstelen deuten, in einem filigranen Farbenspiel malt und zeichnet er Bildausschnitt an Bildausschnitt. Zerlegt beispielsweise das „Jüngste Gericht" Michelangelos in kleine Vierecke um seine Stelen herum oder fügt sie, in Reihe aneinander gelegt, zu Tafelbildern zusammen - als zeitgenössische Übersetzung antiker Siegessäulen. Insgesamt ist die Ausstellung der gelungene Versuch, Raum und Zeit künstlerisch neu zu interpretieren.