AUSSTELLUNG / Installationen mit Schere und Locheisen sowie raumgreifende Bildstelen bei der Galerie Kränzl
In ihrer Ausstellung „Durch Raum und Licht" in der Göppinger
Galerie Kränzl formulieren und
modulieren Margund Smolka und Peter-Jörg Splettstösser „Raum“ und „Licht“ in aus- und einschneidender
Weise.
HANS STEINHERR
Im rechten Licht er fährt der
Raum eine greifbare Dimension. Als Margund Smolka -1958 in Kiel geboren - ihre Arbeiten für die
Ausstellung auswählte, wollte sie zuerst die Räumlichkeiten in der Göppinger
Galerie Kränz! in Augenschein nehmen. Nicht nur, dass „Raum" und
„Licht" den thematischen Über- und Unterbau der aktuellen Ausstellung
darstellen, mit den Arbeiten korrespondierend gestalten auch sie mit.
Neben Installationen und Fotoobjekten der
Wahl-Berlinerin Smolka, die seit 1987 mehrfach Preise
und Stipendien erhielt, sind Tafelbilder und Bildstelen von Peter-Jörg Splettstösser die raum- und lichttragenden
Elemente. Splettstösser, 1938 in Pommern geboren,
seit über 30 Jahren international erfolgreich, wohnt und wirkt in Worpswede,
Amsterdam und Paris.
Margund Smolkas Arbeiten sind
einschneidend dreidimensional. Porträts oder eine Berliner Stadtansicht auf übereinandergelegten Transparentfolien zerschneidet sie in
Einzelstreifen oder perforiert sie mit münzgroßen Löchern. Räumliches Empfinden
entsteht. Gesichter, die im Lufthauch gleichsam eingehaucht vom Odem
Mienenspiel entwickeln, oder plastische Städtelandschaften, die sich aus dem
Reißbrett erheben.
Anders bei ihrer Arbeit
„staccato-legato". Das übergroße Foto eines sich
küssenden Paares hat Smolka auf Holzplatte gezogen
und anschließend in Streifen gesägt. Jetzt hängen die einzelnen Bildstreifen
auf Lücken in unterschiedlich großen Abständen an der Wand. Einzelbilder eines
Filmstreifens wie im Raster einer Zeitschiene. Die zentimeterdicken Seiten der
Bildleisten hat Smolka von Hand bemalt.
Splettstösser eröffnet seine Raum-Licht-Arbeiten ausschneidend.
Sich konzentriert und streng an eine minimalistische Formensprache haltend. Wo Smolka vorhandenen Raum in Streifen unterteilt, erschließt
sich Splettstösser denselben neu und transformiert
ihn in Streifen. So mag man seine im Raum aufragenden Bildstelen deuten, in
einem filigranen Farbenspiel malt und zeichnet er Bildausschnitt an
Bildausschnitt. Zerlegt beispielsweise das „Jüngste Gericht" Michelangelos
in kleine Vierecke um seine Stelen herum oder fügt sie, in Reihe aneinander
gelegt, zu Tafelbildern zusammen - als zeitgenössische Übersetzung antiker
Siegessäulen. Insgesamt ist die Ausstellung der gelungene Versuch, Raum und Zeit
künstlerisch neu zu interpretieren.