Stuttgarter Zeitung vom  2.11.05

 

In der Galerie Kränzl trifft Mickymaus auf Boxer

 

Die Ausstellung „Palette 2005" in Göppingen zeigt kreative Positionen von fünf jungen Künstlerinnen

Fünf jungen Künstlerinnen bietet die Göppinger Galerie Kränzl noch bis Dezember ein Forum. Die spannungsgeladene Schau zeigt ganz unterschiedliche Positionen in Malerei, Fotografie, Zeichnung und Skulptur.

Von Corinna Meinke

Die Zeichnerin und Malerein Claudia Berg entführt die Betrachter in ihre Welt der rhythmischen Bilder. Vor allem ein dreiteiliges Abbild der Hörilandschaft am Bodensee zieht die Blicke auf sich. Mit Silberstift und Graphit hat die Künstlerin Obstbaumwiesen entstehen lassen, in die man hineingehen möchte, wie es Trude Kränzl beschreibt. Die Galeristin hat für die diesjährige Schau junger Talente fünf Künstlerinnen ausgewählt, die alle in den Jahren 1975 bis 19979 geboren sind und an den Akademien Stuttgart, Halle und Münster studiert haben.

Claudia Berg ist eine von Ihnen, und sie hat auch Radierungen mitgebracht. Ihre Winterlandschaften mit leicht verwischt dargestellten Menschen erinnern in ihrer Bildkomposition an Pieter Breughel. Einen ganz anderen Strich bringt Barbara Hlali aufs Papier. Die junge Frau aus Münster hat beim Boxen genau hingesehen und mit ihren kraftvollen, dynamischen Strichen die verhakten Leiber und breiten Fäuste abgebildet. Bei der Serie Strandleben zeigt sich ihr Interesse an alltäglichen Szenen. Ute Ostermann, die neben dem Kunst- auch noch ein Musikstudium absolviert hat, arbeitet dagegen abstrakt. Ihre Kunst erschließt sich über Farben und Formen. Trude Kränzl vergleicht Ostermanns Arbeiten mit Musik und mit deren formgebenden Strukturen wie Rhythmus und Takt.

Die Stuttgarter Malerin Ada Pint zeigt kleinformatige Bilder aus dem Zyklus Baciata Rossa. Pints Formenkatalog entfaltet eine starke expressive Wirkung. Für die farbigen Bildinhalte setzt Pint vor allem Naturpigmente ein. Kohle und Graphit ist sie trotzdem treu geblieben. Es gelingt ihr, organisch anmutende Formen voller Dynamik zum Schweben zu bringen. Die Fotografin Eva Schmeckenbecher hat Colorprints und Collagen aufgehängt. Manche Fotografien hat sie mit dem Cutter bearbeitet und neu zusammengesetzt. Bei ihren Schaufensterbildern spielt sie mit Spiegeleffekten und verfremdet die Schönheitsideale von Frauenbildern. Witzig sind die Miniaturen, in denen sie Mickey-maus-Comics in Landschaften montiert hat.