PAPIER-WORKSHOP / Göppinger Galerie Kränzl
Faserbrei und Rhinozeros-Kot - Vom Schöpfen zum Schöpferischen
"Papier, Papier, Papier" war das Motto eines viertägigen Workshops in der Galerie Kränzl in der Göppinger Davidstraße 12.
CLAUDIA LIEBENAU-MEYER
Erfolg hatte jede der acht Teilnehmerinnen, die Künstlerin wie die Anfängerin. Papier schöpft man. Doch was ist ein"Pulp", was bedeutet"gautschen"? Schon nach kurzer Zeit konnten alle mitreden, und mit Wonne zogen sie ihr Sieb durch das mit Wasser angesetzte Papierrohmaterial, den Pulp. Die im Sieb eingefangene Masse wird auf einen Filz oder ein Tuch gegautscht, das heißt mit Schwung und richtigem Druck auf eine saugfähige Unterlage übertragen.
Faserbrei im Sieb
Trotz der guten Anleitung und Hilfestellung
von Trude Kränzl, Galeristin, Pädagogin und Leiterin des Kurses
blieb bei manchen Gautschvorgängen der Faserbrei teilweise im Sieb
hängen. Was tun? Die Werkstatt der Galerie bot ein reichhaltiges
Angebot, um Gelungenes wie "Verunglücktes" durch schöpferisches
Formen, Abdecken auch durch Einarbeiten von naturnahen und konträren
Materialien zu einem Kunstobjekt werden zu lassen.
Hanf und Banananschale
Jede der Teilnehmerinnen fand im Laufe
der Tage ihre Form der Bearbeitung. Und jede von ihnen entdeckte
ihre Vorliebe für eine spezielle Papiersorte. Denn nicht nur
der herkömmliche, Holzzellstoff oder der Hanf' fanden als Rohmaterial
für die Papierherstellung Verwendung, sondern auch Unkonventionelles,
wie Bananenschale oder Weizen mit Pottasche gekocht oder die Fasern des
Maulbeerbaums, so lange geklopft, bis sie aufgebrochen waren.
Filigrane Blätter
Papier selbst herzustellen, es als eigenständiges
künstlerisches Ausdrucksmittel zu nutzen, das ist auch das Anliegen
der beiden Künstler aus Südafrika, John Roome und Nirmi Ziegler,
die den Workshop am zweiten Tag besuchten und ihre Arbeiten vorstellten.
ihre handwerklich überzeugenden, teilweise filigranen Blätter
sprachen alle Sinne an. Besonders das Papier, in das gewaschener Rhinozeroskot
eingeschlossen worden war, weckte auch die Neugier der Nase.