NWZ 10.8.1999

PAPIER-WORKSHOP / Göppinger Galerie Kränzl

Faserbrei und Rhinozeros-Kot - Vom Schöpfen zum Schöpferischen

"Papier, Papier, Papier" war das Motto eines viertägigen Workshops in der Galerie Kränzl in der Göppinger Davidstraße 12.

CLAUDIA LIEBENAU-MEYER

Erfolg hatte jede der acht Teilnehmerinnen, die Künstlerin wie die Anfängerin.  Papier schöpft man.  Doch was ist ein"Pulp", was bedeutet"gautschen"?  Schon nach kurzer Zeit konnten alle mitreden, und mit Wonne zogen sie ihr Sieb durch das mit Wasser angesetzte Papierrohmaterial, den Pulp.  Die im Sieb eingefangene Masse wird auf einen Filz oder ein Tuch gegautscht, das heißt mit Schwung und richtigem Druck auf eine saugfähige Unterlage übertragen.

Faserbrei im Sieb
Trotz der guten Anleitung und Hilfestellung von Trude Kränzl, Galeristin, Pädagogin und Leiterin des Kurses blieb bei manchen Gautschvorgängen der Faserbrei teilweise im Sieb hängen.  Was tun?  Die Werkstatt der Galerie bot ein reichhaltiges Angebot, um Gelungenes wie "Verunglücktes" durch schöpferisches Formen, Abdecken auch durch Einarbeiten von naturnahen und konträren Materialien zu einem Kunstobjekt werden zu lassen.

Hanf und Banananschale
Jede der Teilnehmerinnen fand im Laufe der Tage ihre Form der Bearbeitung.  Und jede von ihnen entdeckte ihre Vorliebe für eine spezielle Papiersorte.  Denn nicht nur der herkömmliche, Holzzellstoff oder der Hanf' fanden als Rohmaterial für die Papierherstellung Verwendung, sondern auch Unkonventionelles, wie Bananenschale oder Weizen mit Pottasche gekocht oder die Fasern des Maulbeerbaums, so lange geklopft, bis sie aufgebrochen waren.

Filigrane Blätter
Papier selbst herzustellen, es als eigenständiges künstlerisches Ausdrucksmittel zu nutzen, das ist auch das Anliegen der beiden Künstler aus Südafrika, John Roome und Nirmi Ziegler, die den Workshop am zweiten Tag besuchten und ihre Arbeiten vorstellten. ihre handwerklich überzeugenden, teilweise filigranen Blätter sprachen alle Sinne an. Besonders das Papier, in das gewaschener Rhinozeroskot eingeschlossen worden war, weckte auch die Neugier der Nase.