AUSSTELLUNG / Hans Rentschler in der Galerie Kränzl
Vom Sog in tiefste Tiefen
Als Hans Rentschier vor vier Jahren erstmals in der Galerie Kränzl seine Arbeiten vorstellte, war er als Künstler nur einem kleinen Kreis bekannt. Mittlerweile hat sich Rentschler in der Kunstszene einen Namen gemacht. Auch bei der Vernissage platzte die Galerie aus allen Nähten, so viele waren gekommen.
MARLIESBIRKLE-HOSS
Hans Rentschler, 1934 geboren, hat in den vergangenen Jahren eine Entwicklung
in Richtung größerer Abstraktion durchgemacht Auch die kühle
Klarheit seiner jüngsten Bilder (im zweiten oberen Raum) ist neu.
Insgesamt taucht die Farbe Rot nur noch vereinzelt auf, sie springt nicht
mehr wie früher ins Auge, sondern ist jetzt hauptsächlich als
Beimischung vorhanden. Die Intensität der Farben ist geblieben, aber
der Künstler beschränkt sich auch hier mehr als früher.
Blau und Schwarz sind die wichtigsten Farben geworden, kombiniert mit Grau-
und Weißabstufungen.
Alle bei Kränzl gezeigten Bilder sind in den letzten anderthalb
Jahren entstanden. Die Entwicklung verläuft von der Emotion zur Geistigkeit.
Vom Action painting, überhaupt von der heftigen Malerei der
abstrakten Expressionisten mit ausufernden Rändern, mit Tropfen
und Schlieren, mit dickem Pinsel gemalt und von starken Impulsen bestimmt,
bleiben bei den neuesten Arbeiten Rentschlers nur noch Spuren. Der wilde
Pinselstrich, die spontane Expressivität wurden durch stärkere
Planung, strengere Formen und klarere Linien ersetzt. Auch die kühlen
Farben unterstützen die intellektuelle Aussage.
Malerisch mehr seinen Vorbildern, unter anderem Franz Kline (namentlich
auf einer Arbeit verewigt) verpflichtet sind die Bilder im Erdgeschoss
und zwei auch in der Größe beeindruckende Bilder im ersten oberen
Raum. Vor allem „Esperanza" zeigt in existentialisti-schem Schwarz einfache,
elegische Formen, etwa Kreise, mit meditativen Anklängen. Ansonsten
bleibt das Rechteck die Hauptform des Salacher Künstlers. Die Konstruktion
ist nach wie vor ersichtlich, aber die Balkengerüste sind bei gleichbleibend
durchlässigen Bildräumen voller geworden. Aus diesem Grund sind
die gezeigten Arbeiten auch nicht raumsprengend, sie erschlagen den Betrachter
nicht. Denn selbst die Bilder mit schweren Farben und massivem Schwarz
(meist ohne Titel) bergen in sich viel Raum, sie „bilden" Räume. Und
das ist das Faszinierende an den Bildern von Hans Rentschier: Sie haben
eine Sogwirkung, sie ziehen den Betrachter - immer noch - in blaueste Un-Tiefen,
mitten hinein in imaginäre Räume, locken ihn auf fernes, fremdes
Terrain.