AUSSTELLUNG / „Papierwelten" von Vito Capone aus Foggia und Eberhard
Freudenreich aus Stuttgart bei Kränzl
Fast unerschöpflich: das Thema Papier
Mit den zwei Künstlern Vito Capone und Eberhard Freudenreich
hat Galeristin Trude Kränzl eine pfiffige Auswahl getroffen. Beide
arbeiten mit Papier, wobei der eine mehr auf sinnlichen, der andere eher
auf abstrakten Ausdruck setzt. Zudem kommt Vito Capone aus Foggia, der
italienischen Partnerstadt von Göppingen.
MARLIES BIRKLE-HOSS
Großer Bahnhof für den eigens zur Eröffnung aus Italien
angereisten Vito Capone: In der Galerie Kränzl wird dieser von Kulturbürgermeister
Jürgen Lämmle als „bedeutendster Künstler Foggias" begrüßt.
Auch der Arbeitskreis Foggia und nicht zuletzt das Saxophonquartett der
Göppinger Jugendkapelle steuerten das ihre für die Doppelausstellung
in der Galerie Kränzl bei.
Vito Capones „Bücher" etwa sind von solch sinnlicher Qualität,
dass man sie am liebsten betasten und möglichst auch noch beriechen
möchte. Schließlich sind manche so kunstvoll zerfleddert und
dunkel eingefärbt, als wären schon ein paar Jahrhunderte darüber
gegangen. Aber die Bücher des 67-jährigen Italieners sind nicht
nur wegen ihrer aufregenden Schnittkanten Kunstobjekte, die er in seiner
Werkstatt in Foggia hergestellt hat. Auf kleinem Raum zeigt Capone Materialarbeiten
wie Installationen mit Büchern, unterschiedlich angeordneten Papierrollen,
dazu dreidimensional wirkende Papierbilder, in denen Struktur und Muster
mit diversen Pflanzenfasern schön plastisch herauskommen. Zudem beschäftigt
sich Capone mit dem Thema Schrift und Bild, indem er abstrakte Zeichen
in Serie vorstellt.
Betrachtet man dazu Freudenreichs „Papierwelten", wird deutlich, welch
nahezu unerschöpflichen Fundus die mit Papier verbundenen Kulturgüter
Buch und Schrift darstellen. Durchaus ebenbürtig, aber konträr
zu Capone lassen sich die Arbeiten des Stuttgarter Künstlers nicht
so leicht erschließen. Eberhard Freudenreich ist im Ausdruck zurückhaltender
und geht eher intellektuell mit seinen Themen um, zu denen Schnitte, Schichten
sowie Positiv- und Negativformen gehören.
Freudenreich schichtet in seinen Bildern Papiere übereinander.
Die Wirkung ist je nach Einschnitten unterschiedlich. Auch in seinen „Büchern"
möchte man blättern, um zu erkunden, wo er hier welche Formen
ausgeschnitten hat und wie es aussieht, wenn etwa alle Blätter dicht
übereinander liegen. Denn Freudenreichs Objekte und Bilder sind, obwohl
statisch, so doch äußerst wandelbar, weil sie auf wechselnde
Lichtverhältnisse reagieren. Besonders reizvoll sind hier die großen
schwarzen Arbeiten hinter Glas, wo weiße Wände samt Schatten
ins Bild integriert werden.