NWZ vom 24.02.2003

AUSSTELLUNG/ Bilder von Tom Leonhardt und Peter Sehringer bei der Galerie Kränzl
 

Mit den Augen auf Entdeckungsreise

Die zwei, die sonst in der Staatsgalerie Farbe gestalten, laden in Göppingen zum Verweilen ein

Es ist eine Aufforderung zur Entdeckungsreise: Tom Leonhardt und Peter Sehringer zeigen in der Galerie Kränzl Bilder, die zum Verweilen einladen, Bilder, die gegenständliche Strukturen in ihrer Vielschichtigkeit zeigen, Bilder voller farbiger Abstraktheit.

HANS STEINHERR

GÖPPINGEN Tom Leonhardt und Peter Sehringer sind befreundet. Beide sind Jahrgang 1958, beide haben zu unterschiedlichen Zeiten an der Stuttgarter kunstakademie studiert. Beide haben sie ein ausgeprägtes Gespür für Farbgebung und ein sinnliches Empfinden für dessen Wirkung. Seit 1996 verantworten Sehringer und Leonhardt die Farbgestaltung in den Räumen der Staatsgalerie in Stuttgart. Aufgabe ist die Erstellung einer Harmonie zwischen Raum und ausgestellter Kunst. Bei Kränzl wirken die Bilder von Sehringer und Leonhardt auf neutraler, weißer Wand. Leonhardt erscheint inspiriert durch die Architektur, beeindruckt von der Bildhaftigkeit elektronischer Schaltkreise. Was er kunstvoll konstruiert, erinnert an labyrinth-artige, verzweigte und sich verknüpfende Ansichten geometrischer Gebilde wie Stadtpläne oder Grundrisszeichnungen antiker Ausgrabungsstätten. Stets darauf bedacht, farblich und in der Struktur Ausgewogenheit und Gleichgewicht zu finden. Mathematische Formeln sind hier zu Bildnissen transformiert. Das Auge entschwindet in mäandernder Tiefe. Leonhardt legt verschiedene Formschichten übereinander, um Räumlichkeit zu schaffen. Sichtweise aus der Vogelschau. Sehringer sucht in der Natur. Er findet seine Formen in Flora und Fauna, ein Fundus, mit dem er gestaltet, Vorhandenes verfremdet. So entstehen Bilder, die Gegenständliches wie in verschiedenen Stadien einer Metamorphose zeigen. Auch Sehringer lädt ein zum Entdecken. Er fixiert Reales als Orientierungspunkt, um dann in Form und Farbe zu verändern und zu variieren.Mit der Größe der Objekte und räumlicher Anordnung läßt er Gewichtung und Bedeutung erkennen, Veränderung von Formen als mögliche Evolution interpretiereen. Sehringer behält in seiner Geometrie Ordnung und Überblick, er scheint der philosophischere Maler zu sein. Ausdrucksstark sind beide. Sie erschaffen „Bilder, die dem Auge wohl tun, dass es eine Lust ist zu schauen“, wie Trude Kränzl bei der Eröffnung formuliert.

   © GalerieKraenzl