AUSSTELLUNG / Gunda Scheel und Jürgen
Kottsieper in der Göppinger Galerie Kränzi
Bestechende handwerkliche
Ehrlichkeit
Die beiden Künstler
zeigen unter dem Titel "schwarz und weiß" Fotografien und Zeichnungen
Fotografien von Gunda Scheel und Zeichnungen von Jürgen Kottsieper stellt die Galerie Kränzi derzeit aus und gegenüber. Nach, ihrem interessanten und bewährten Konzept der Doppelausstellung präsentiert die Galeristin Trude Kränzl Arbeiten unter dem Titel "schwarz und weiß".
THOMAS FAUPEL
Der Schnittpunkt der ausgestellten Arbeiten
ist ihre Nähe zur Grafik. Der Zeichner Jürgen Kottsieper
verdichtet seine Linien-Netzwerke bis an die Grenze der Malerei.
Die Fotografin Gunda Scheel sucht in ihren Schwarz-weiß Fotografien
die Wirklichkeit im Widerschein von Licht und Schatten.
Beide Künstler sind aus Münster,
kennen sich persönlich und sind mit den Arbeiten des jeweils anderen
vertraut. Jürgen Kottsieper nimmt mit seinen großformatigen
Bleistiftzeichnungen Dinge auf, die ihm auf seinen Reisen begegnen.
Er ist immer nur zu Fuß und mit der Bahn unterwegs. Bahnhofshallen,
Oberleitungen, die ganze Faszinaion der Eisenbahn in ihren technischen
und architektonischen Aspekten ist Bezugsquelle seiner großformatigen
Zeichnungen. Es sind die für den Laien verwirrenden Installationen
einer Bahnhofsanlage, von denen man den Eindruck organisch gewachsener
Einheiten gewinnen könnte und die nichts desto trotz funktionieren.
Udo Scheel schreibt zu Jürgen
Kottsieper: „Die Zeichnung ist Redlichkeit der Kunst." Linien sind das
Material der Zeichnung. Viele Linien sind es bei ihm, sehr viele.
"Die Linie ist die Veranschaulichung einer Idee, die Klärung unscharfer
Vorstellungen hin zum anschaulichen Denken. Der Künstler bietet
jedoch keine festumrissenen Körper, keine verlässliche Statik,
keinen zentralen Fluchtpunkt, eher Strömungen, Verläufe und
Passagen", so Udo Scheel weiter. Nicht von einem fixierten Betrachterstandort
durchmisst und strukturiert er das gebaute Umfeld, sondern aus der Bewegung
des Reisens mit dem Zug.
Jürgen Kottsieper, 1954 in Wuppertal
geboren, studierte 1973-1980 an der Kunstakademie Münster. Er
lebt und arbeitet in Münster und erhielt 2001 den Albert-Stuwe-Preis
für Zeichnung.
Über Gunda Scheel sagt Trude
Kränzl, die Leiterin der Galerie: "Da hat eine Grafikerin die Kamera
in der Hand. " Feingliedrige, oft metallene Gegenstände wie
Geländer, Lampenaufhängungen oder Zäune, selbst nicht oder
nur am Rande abgebildet, werden für den Betrachter in ihrem jeweiligenSchattenwurf
rekonstruierbar. Die Künstlerin arbeitet im quadratischen Format
der Hasselblad-Kamera, die mit ihrem mittelformatigen Negativmaterial eine
beeindruckende Feinstruktur und Stofflichkeit der Oberflächen in Tiefenschärfe
und Detailauflösung bietet. Doch nicht nur in der technischnell
Qualität, auch in der handmerklichen Ehrlichkeit bestechen die Fotografien
von Gunda Scheel. "Die Künstlerin sucht, bis sie das Motiv und
das Licht gefunden hat, das ihr gefällt." berichtet Trude Kränzl
über die Arbeit der Künstlerin. Für jeden Fotografen
ist Licht das einzig zur Verfügung stehende Gestaltungsmittel und
die "Licht-Bilder" von Gunda Scheel stehen in ihrer Komposition der Gattung
des Stilllebens sehr nahe.
Gunda Scheel, geboren 1940, studierte
an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf 1961-1963 bei Gerhard
Hoehme und Walter Breker. 1981 trat sie mit ihren fotografischeu Arbeiten
erstmals an die Öffentlichkeit.