AUSSTELLUNG / Galerie Kränzl in Göppingen
Alles dreht sich um die
Form
"Palette 99 - für Ronald
Hughes" - Retrospektive und Gruppenschau
Eine Doppelausstellung zeigt derzeit die Galerie Kränzl. Gewidmet ist sie dem im Frühjahr verstorbenen Ronald Hughes, dessen Werkstatt der Galerie angeschlossen war. Während der hintere große Raum der Retrospektive des US-Bildhauers gehört; sind vorne Arbeiten von rund 20 Künstlern zu sehen.
MARLIES BIRKLE-HOSS
Nur eine kurze Zeit des freien künstlerischen
Schaffens war Hughes, der noch nicht 60-jährig verstarb, zuletzt vergönnt.
Denn erst im Herbst 1997 bezog er die Räume der ehemaligen Schreinerei
in der Davidstraße, um endlich ohne Auftragsarbeiten seinen eigenen
und eigentlichen bildhauerischen und zeichnerischen Impulsen nachgehen
zu können. So hat er auf der einen Seite - für den Broterwerb
ganz traditionelle Skulpturen geschaffen, aber gleichzeitig seine eigene
künstlerische Entwicklung nicht aus den Augen verloren.
Hughes ist in allererster Linie Bildhauer,
hat aber in Minnesota auch Zeichnen studiert. Also geht nichts über,
also dreht sich alles um die Form. Das zeigen auch seine Exponate
aus einem Zeitraum von gut dreißig Jahren, in deren Mittelpunkt die
menschliche Figur steht. Mit zu seinen Anfangszeiten gehören
etwa üppige Frauenakte (von 1966); beim "Schachspiel" aus dem Jahr
1978 hat er sich äußerst phantasievoll mit dem Kubismus auseinandergesetzt.
Die Figuren der letzten zehn Jahre hat Hughes meist überstreckt und
überdreht: Arme und Beine der Bronzemenschen sind extrem dünn
geworden. Spitz steht der Ellbogen ab, überdeutlich sind die
Finger herausgearbeitet. Das Interesse von Ronald Hughes gilt der
Spannung seiner Körper und deren Öffnung. Dieses Thema
führt er denn auch weiter: Die Körpermitte schmilzt dahin, die
Extremitäten wachsen sich zu Bögen aus, eine neue Figur ist entstanden,
diesmal sehr weit entfernt vom menschlicher, Körper.
Schade, dass hier eine Entwicklung nicht
weiter gegangen ist. Hughes hat noch viel vorgehabt, wie seine überlebensgroßen
StyroporEntwürfe beweisen. Und schön, dass so ein Lebenswerk
in einer Ausstellung gewürdigt wird.
Bleibt noch die Gruppenausstellung, die
Hughes Werk umrahmen soll. Auch Galeristin Trude Kränzl ist
mit dabei, u. a. mit der neunfachen Sonnenfinsternis in Siebdruck.
Hans Rentschler als einheimischer Maler zeigt mehrere Bilder auch seiner
abstrakten Phase, Rüdiger Penzkofer hat Linol-Druckplatten mit einfachen
Zeichen bearbeitet und zusammengesetzt, Martin Pfeifle stellt mit kleinen
Polyethylenringen große her, Elisabeth Romer stellt fotografisch
und im Modell ihre Brutkasten-Installation vor, Annemarie Lauer führt
ein Wandfries in Wachs aus, Sigrid Schraube hat Schuhe und ein "Six-Pack"
aus handgeschöpftem Papier gefertigt, und Hildegard Esslinger experimentiert
mit Fotografie. Damit seien nur einige genannt, um einen Einblick
in die Vielfalt zu gewähren.