NWZ-Südwestpresse vom 31.10.01

AUSSTELLUNG /Zeichnungen und Bilder von Helmut Baumann in der Galerie Kränzl

Die kräftige Großzügigkeit der Linien

Ölbilder und Zeichnungen Helmut Baumanns sind derzeit in der Göppinger Galerie Kränzl ausgestellt. Der 1978 gestorbene Künstler jonglierte gekonnt zwischen Abstraktem und Figürlichem, ohne sich auf einen bestimmten Stil festlegen zu lassen.

IRIS RUOSS

Ein besserer Ort als die Galerie Kränzl hätte man für die Ausstellung Helmut Baumanns eigentlich nicht wählen können.  Seine Werke - alle ausgestellten Exponate stammen übrigens aus Privatbesitz schaffen eine Verbindung zu dem Gebäude in der Davidstraße 12, in dem er zu Lebzeiten ein und ausging.  Baumann hat die Kulturarbeit Göppingens über Jahrzehnte hinweg mitgeprägt und war der erste Kulturpreisträger der Stadt. Farbenfrohe Ölbilder und eher nüchtern, in ihrer Klarheit jedoch bewegend wirkende Zeichnungen, teils mit Bleistift oder Kugelschreiber festgehalten, hat Galeristin Trude Kränzl ausgewählt..
Die Seine-Metropole Paris mit ihren Menschen, Brücken und Plätzen spiegeln sich in den Zeichnungen des Künstlers wieder, der sich zeit seines Lebens nicht einfügen wollte in die herrschenden ModeErscheinungen der jeweiligen Zeit. Unwiederbringliches, wie etwa das mittlerweile abgerissene Pariser Hallenviertel, hielt Baumann in detaillierten Zeichnungen für die Nachwelt fest.
Nicht immer ist die Auseinandersetzung mit der gegenstandslosen Malerei auf den ersten Blick zu erkennen; diese öffnet sich oft erst bei näherem Betrachten. Häufige Motive sind bei Baumann Zigeuner in Les Saintes Maries de la Mer, meist einfach in den leeren Raum gesetzt ohne schmückendes Beiwerk, sie sich in ihrer Wirkung selbst überlassend.  Vor allem Frauen und Kindern galt sein Interesse. Manche Zeichnungen sind in feinem Strich gehalten, andere überzeugen durch die kräftige Großzügigkeit der Linien. Immer auffallend sind die Augen, die auch in seinen Selbstporträts besonderes Gewicht haben.  Traurig, in sich gekehrt, fragend, kritisch, ein oft zu Boden gerichteter Blick.
Farbenfroh hat sich Helmut Baumann in seinen Ölbildern einer ganz anderen Art der Malerei gewidmet.  Cezanne, Gauguin, Van Gogh scheinen ihn bei der Pinselführung inspiriert zu haben, Ölbilder, die eine immense Variationsfähigkeit des Malers erkennen lassen.  Zeitgenössische Kunst war schon zu Lebzeiten Helmut Baumanns eines seiner wichtigsten Anliegen, allerdings immer gegen den jeweiligen Strom schwimmend.
 

Öffnungszeiten: Mi. bis Fr. 17-19 Uhr, Sa.1 1-14 Uhr, Allerheiligen 16-19 Uhr.
Ausstellungsdauer: bis 24.Novernber.